DIVERS! CONNECT.  

Inklusion + Freie Szene in Sachen

wurde aus der Groovestation in Dresden als Live-Stream gesendet. Die Aufzeichnung steht auf YouTube bereit.

15. Dezember 2020, 10 - 18 Uhr | digital 

DIVERS! CONNECT. 

Zukunftslabor Inklusion und Freie Darstellende Künste in Sachsen 

Die dritte Auflage von „DIVERS! Zukunftslabor Inklusion und Freie Darstellende Künste in Sachsen“ fand unter dem Titel „DIVERS! Connect.“ statt. Diese Veranstaltung war eine Kooperation der Servicestelle FREIE SZENE mit LOFFT – DAS THEATER und der Servicestelle Inklusion im Kulturbereich.

Aufgrund der aktuellen Covid-19-Pandemie rückte das Zukunftslabor in den digitalen Raum. Die Pandemie wird auch inhaltlich Teil des Programms: So wurde in einer großen Online-Diskussion „DIVERSITY CULTURE + COVID19“  über die brennenden Fragen der aktuellen Situation sprechen.

In Sachsen ist Tanz und Theater von und vor allem mit Künstler:innen mit Behinderungen trotz der kleinen aufstrebenden Szene bislang nahezu eine Leerstelle. Theatermacher:innen mit Behinderungen können mit ihren Perspektiven, spezifischen Körperlichkeiten und Wahrnehmungen den Freien Darstellenden Künsten neue Impulse geben und dürfen auch im Hinblick auf eine diverse Repräsentation auf der Bühne nicht fehlen.
In Lectures, Panels und Showings wurden dringende Fragen gestellt: Was ist  inklusives Theater? Reichen dafür eine Rollstuhlrampe oder eine Induktionsschleife aus? Wie sieht ein inklusives, diverses und partizipatives Theater in Sachsen aus? Wie lässt es sich gestalten und umsetzen?

Impulse und Beiträge kamen von: Jeffrey Döring + Athina Lange (Leipzig), farbwerk e.V. (Dresden), Forward Dance Company + Nir de Volff (Leipzig), Anne-Cathrin Lessel (Leipzig), Wagner Moreira (Dresden), Marion Müller (Leipzig), Jo Parkes + Tamara Rettenmund (Berlin), POLYMORA Inc. (Leipzig), Anna-Rebecca Thomas + Konstantin Langenick (Berlin), Darrel Toulon (Wien), Sebastian Urbanski (Berlin), Gee Vero + Nora Otte (Leipzig/Dresden), Noa Winter (Berlin) sowie Jana Zöll (Leipzig)

//BARRIEREFREIHEIT

Die Veranstaltung wurde durchgehend begleitet von Gebärdensprachdolmetscher:innen sowie Audiodeskription für die Showings. 

//WAS

Das Programm finden Sie unten.

Mail:     [email protected]

Telefon: (+49) 351-802 17 68


#pros #beginners #students #amateurs #multiplicators #manager

15. Dezember 2020 | 10.00 - 18.00 Uhr

Programm | DIVERS! CONNECT.

10.00 Uhr | Eröffnung

BEGRÜSSUNG 

mit Helge-Björn Meyer, Leiter der Servicestelle FREIE SZENE

10.10 Uhr | Impuls

ES DAUERT ZU LANGE ... 

mit Jo Parkes und Tamara Rettenmund (Berlin)

mit anschließendem Nachgespräch

Manchmal erinnern sich Künstler:innen, die zusammenarbeiten, nicht daran, dass eine:r von ihnen sich langsamer bewegt  - und die Gruppe muss daran erinnert werden. Wir antizipieren nicht immer die Bedürfnisse aller Künstler:innen in unserer Gruppe. Warum ist das so? 

Noch immer sind Tänzer:innen mit Behinderung, die eine Hochschultanzausbildung absolvieren, die Ausnahme, geschweige denn unterrichten sie in Tanzausbildungskursen oder sind Professor:innen.  Wir sind nicht schnell genug dabei, unsere Institutionen zu verändern. Warum ist das so?

Zwei Tanzkünstler:innen sprachen über ihre Erfahrungen mit Geschwindigkeit in ihrem Berufserfahrung im Bereich des Tanzes mit Behinderung - persönlich, institutionell, kreativ, politisch. Wie langsam ist zu langsam? Wann ist Langsamkeit von Wert? Wann ist sie ein Hindernis? Wer soll Gas geben? Wer könnte langsamer bewegen?

 

Jo Parkes ist freiberufliche Tanzkünstlerin (D/UK). Sie arbeitet mit co-kreativem, partizipativem Tanz und kreiert Installationen, Events, Performances und Videos. Sie ist Gründerin und künstlerische Leiterin von Mobile Dance e.V. 1995 erhielt sie ein Fulbright Stipendium. Sie besitzt einen Master-Abschluss in Choreografie der University of California (UCLA) sowie einen Abschluss (First Class) in Englischer Literatur und Moderne Sprachen an der Universität von Oxford. 2019 gewann sie den Ehrenpreis des deutschen Tanzpreises. Jo Parkes ist im Vorstand von Aktion Tanz sowie von Tanz in Bildung und Gesellschaft e.V. tätig und von 2020 bis 2021 Gastprofessorin am HZT - Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin.

Tamara Rettenmund, geboren 1972 in Bern, studierte Tanz und Participatory Arts in Oakland und San Francisco, gefolgt von einem Physical Theater Studium in Amsterdam. Nach ihrem Abschluss mit einem B.A. als Theatermacherin und einem Postgraduiertenkurs „lecturing performance artist“ an der Kunsthochschule Amsterdam setzte sie mit dem Ziel ihre Sicht im wissenschaftlichen und künstlerischen Bereich zu erweitern, ihr Studium 2010 fort und schloss 2014 an der Berlin-Weißensee School of Fine Arts mit einem MA in Space Strategies ab. Sie ist Gründungsmitglied der Künstlergruppe Kornblum-Rettenmund.  2018 war sie zunächst Residenz-Künstlerin, zusammen mit Amelie Hensel folgte dann eine Koproduktion mit den Sophiensaelen, in der das Solo-Tanzstück "Quest” entwickelt wurde. Dieses wurde im April 2019 uraufgeführt. Sie arbeitete mit Akiles Sirine für das „No Limits Festival“ in Berlin zusammen und gastierte mit ihrem Stück „Quest, Schüttgüter und Sternenstaub“ in Hamburg.

11.00 Uhr | Einblick

TANDEM 

mit farbwerk e. V. (Dresden)
mit Audiodeskription 

mit anschließendem Nachgespräch

Unter dem Titel TANDEM plant farbwerk e.V. im Jahr 2021 eine Tanz- und Theaterarbeit als inklusives Begegnungsformat. Künstler:innen mit und ohne Behinderung werden eingeladen, in Zweierteams in einen künstlerischen Dialog und Arbeitsprozess zu treten, performative Miniaturen zu erarbeiten und diese gemeinsam mit dem gesamten Künstlerkollektiv in einer szenischen Collage auf die Bühne zu bringen. 

Das Projekt will in einem aktiven Begegnungsraum professionelle Künstler:innen ermutigen, sich auf inklusive Arbeitsformen einzulassen, den eigenen Blick zu öffnen und künstlerische Möglichkeiten auszuloten.

Nach vielen Jahren Theaterarbeit bringen die Darsteller:innen von farbwerk Bühnenerfahrung, Disziplin, Leidenschaft und vor allem eine besondere Begabung und einzigartige Kreativität in einen künstlerischen Prozess.

 

Mit zwei Filmbeiträgen und einem Nachgespräch machte farbwerk e.V. auf das neue TANDEM-Format aufmerksam und startete damit dieses Projekt.

 

Idee, Konzeption, künstlerische Leitung Jacqueline Hamann | Co-Leitung Franziska Kusebauch

 

Mit freundlicher Unterstützung durch die Servicestelle FREIE SZENE.

 

Gefördert durch das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz und Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, das Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

11.30 Uhr | Lesen 

AM LIEBSTEN BIN ICH HAMLET 

mit Sebastian Urbanski (Berlin) 

Schauspieler und Synchronsprecher Sebastian Urbanski las aus seinem Buch „Am liebsten bin ich Hamlet“. Es ist die erste Autobiografie eines Menschen mit Downsyndrom. Sebastian Urbanski schreibt darin über sein Leben, seine Kindheit in der ehemaligen DDR, seine Jugend im Westen und seine schauspielerische Karriere. Sebastian Urbanski hat eine ganz eigene erfrischende Sicht auf die Welt und seine Mitmenschen: einfühlsam, unterhaltsam und anregend zugleich. Dabei schildert er, was so alles passieren kann, wenn man das, was heute als Inklusion bezeichnet wird, auch aktiv lebt. 

 

Sebastian Urbanski wurde in Berlin geboren und hat das Downsyndrom. In Ost-Berlin wuchs er auf und besuchte nach eigener Aussage als „erstes Integrationskind“ einen „ganz normalen Kindergarten“, in dem er sich wohlfühlte. Nach dem Abschluss der Schule arbeitete er in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen. Seit 2001 gehört Sebastian Urbanski zum festen Ensemble des »Ramba-Zamba-Theaters« in Berlin. 2015 verfasste er gemeinsam mit seiner Mutter sowie einer Ghostwriterin seine Autobiografie „Am liebsten bin ich Hamlet“. Anfang 2019 wurde Sebastian Urbanski in den Vorstand der Bundesvereinigung Lebenshilfe berufen. Er ist das erste Mitglied mit Downsyndrom in diesem 15-köpfigen Gremium.

11.45 Uhr | Impuls

ANTI-ABLEISTISCHES KURATIEREN - KÜNSTLERISCHE RÄUME ANDERS DENKEN

mit Noa Winter (Berlin)

mit anschließendem Nachgespräch

Die öffentliche Sichtbarkeit behinderter Künstler:innen nimmt zu – doch wo sind die behinderten Kurator:innen? Noa Winter ging der Frage nach, was wir verändern müssten, damit behinderte Menschen nicht nur auf der Bühne, sondern auch in allen Bereichen des Kunst- und Kulturbetriebs arbeiten können. Sie nähert sich den Begriffen Anti-Ableismus und Kuratieren und nutzt diese als Werkzeuge, um künstlerische Räume anders zu denken. Für Noa Winter ist Anti-Ableismus vor allem eins: Die machtkritische Antwort auf Inklusion im Kunst- und Kulturbetrieb.

Noa Winter ist Kurator:in und Dramaturg:in mit einem Fokus auf Disability Arts und Anti-Ableismus. Aktuell absolviert Winter das Unlimited International Producer Placement und arbeitet als Koordinator:in im Projekt Making a Difference mit, das behinderte und taube Künstler:innen in der Berliner Tanzszene fördert. Im Mittelpunkt ihrer Beschäftigung stehen Fragen des anti-ableistischen Kuratierens. Zuletzt ko-kuratierte sie die Symposien „Theater barrierefrei gestalten – Be prepared to make mistakes“, „Explodierende Zeiten“ und „ver_rückte Räume – Disability Arts & Crip Spacetime“.

12.45 Uhr | Impuls

WHO GETS TO STAND CENTRE-STAGE? 

mit Darrel Toulon (Wien)

mit anschließendem Nachgespräch 

Darrel Toulons künstlerische Praxis ist bestimmt von der Erkenntnis, dass Theater und Performance-Kunst auf der Ebene zwischen ästhetischer Erfahrung und sozialen Kontaktpunkten existieren: Dort, wo jeder seine Stimme haben sollte, egal welche Unterschiede es gibt. Die Herausforderung besteht darin, die gemeinsamen Sprachen zu finden, die uns dazu bringen, uns durch unsere Unterschiede zu bewegen und die Gemeinsamkeiten zu entdecken, die es uns ermöglichen frei miteinander zu kommunizieren.


In seinem Impuls berichtete Darrel Toulon von seinen Erfahrungen mit dem Docu-Dance-Theatre, welches er gemeinsam mit Menschen aus Bosnien-Herzegowina und Uganda gestaltete und deren Schicksale mit furchtbaren Kriegsereignissen verbunden sind.

Diese Zusammenarbeit war für ihn ein Beispiel für die Motivation, Ermächtigung und Transformation von marginalisierten und verwundbaren Bevölkerungsgruppen: 

Welche Sprache sollten wir für unsere Bühnenkünste verwenden?
Welche Bedeutungen haben dabei die Biografien aller Teammitglieder?
Wie kann man die Beteiligten darauf vorbereiten, ihren Platz im Scheinwerferlicht einzunehmen, um ihre Stimme zu erheben?
Wer spricht, wer nicht?

Who gets to stand centre-stage?


Darrel Toulon
wurde 1964 auf Dominica geboren und erhielt eine Tanzausbildung am United World College of the Atlantic (Wales), den Thamesdown Contemporary Dance Studios (Swindon) sowie an der Central School of Ballet (London). Engagements führten ihn u. a. nach Köln, Zürich und Graz. 2001 bis 2015 war Darrel Toulon Ballettdirektor und Chefchoreograf der Tanzkompanie der Oper Graz. Darrel Toulon ist seit 2006 Künstlerischer Leiter der ALPHAGROUP Wien. Seit 2018 unterrichtet er Dance Arts an der Anton-Bruckner-Universität Linz. Darrel Toulon wurde u.a. mit dem "Spezialpreis für besondere Leistungen im österreichischen Tanz" ausgezeichnet.

13.40 Uhr | Einblick

RELAXED PERFORMANCES 

mit Wagner Moreira (Dresden)

Wagner Moreira sprach in seinem lockeren Vortrag über das Konzept der Relaxed Performance – ein Format, welches das antrainierte Verhalten von Zuschauer:innen im Theater komplett in Frage stellt. 

Beim Theaterbesuch geht man als Zuschauer:in davon aus, sich leise verhalten zu müssen, um die Aktionen der Künstler:innen nicht zu stören. Nicht dazwischen zu reden, angemessene Reaktionen im richtigen Moment zu zeigen und bloß nicht den Saal verlassen während eines Aktes. Dieses Handeln ist ein gesellschaftlich anerkanntes Zeichen von Respekt gegenüber der Kunst. 

 "Brav“ gehalten wird man als Zuschauer:in vor allem durch die klassische Architektur des Theaters, die frontal aufgebauten italienischen Bühnen, die dem Publikum einem festen Sitz und Handlungsraum im Dunkel anbietet.  Autist:innen, Personen mit Tourette zum Beispiel, aber auch ältere Personen und kleine Kinder, nehmen sich und ihr Handeln solchen Formaten oft als Störfaktor wahr. Wie lässt sich dies ändern?

 

Wagner Moreira, 1977 in Brasilien geboren, begann 1991 Tanz zu studieren und führte sein Studium in Deutschland fort. Seit 2003 arbeitet als Gastdozent, Performer und Choreograf an verschiedenen Theatern, Hochschulen und in freien Kompanien. 2012 begann er sein Aufbaustudium in Choreographie (Master of Arts) an der Palucca Hochschule für Tanz Dresden und erhielt den DAAD-Preis für besonders erfolgreiche ausländische Studierende. 2016 schloss er die Meisterklasse an der Palucca Hochschule für Tanz Dresden ab.

 Seit 2014 ist er Mitglied der inklusiven Un_Label PAC/Köln. 2019 erhielt Wagner Moreira den Ursula-Cain-Förderpreis in Sachsen für sein Solo I PLAY D(E)AD. Im selben Jahr rief er das Format C.O.R.E. (Creating Opportunities of Research & Explorations) & CORE DANCE PROJECTS zusammen mit der Choreografin Helena Fernandino ins Leben. Seit Beginn der Spielzeit 2020/21 leitet er die Tanzcompagnie der Landesbühnen Sachsen.

14.00 Uhr | Impuls

VON DEN AUGEN IN DEN HÄNDEN - Zu Formen des Gebärdensprachtheaters in Deutschland 

mit Jeffrey Döring und Athina Lange (Leipzig)

mit anschließendem Nachgespräch

Der Vortrag wurde in DGS und Deutscher Lautsprache gehalten mit deutschen Untertiteln.

Die Deutsche Gebärdensprache (DGS) ist weit mehr als eine Sprache der Hände. Besonders im künstlerischen Umgang auf der Bühne zeigt sich, wie vielfältig die DGS sein kann. Indem sie performativ-visuell hervorgebracht wird, scheint sie geradezu prädestiniert für die Darstellenden Künste. Viele Gebärden sind so ikonisch und bildstark, dass sie auch für ein Publikum mit geringen DGS-Kenntnissen verständlich werden. Ihr besonderer Umgang mit Mimik, Gestik, Mundbild, raumgreifenden Aktionen und Körperbildern erzeugt dabei eine ganz eigene Ästhetik, die sich vom "hörenden" Tanztheater oder der Pantomime in vielen Punkten unterscheidet. 

In ihrem Impulsvortrag gaben die gehörlose Schauspielerin Athina Lange und der hörende Regisseur Jeffrey Döring einen Überblick über die deutsche Gebärdensprach-Theater-Szene, zeigten künstlerische Möglichkeiten und Hürden bilingualer Stücke (in Lautsprache und DGS) und erläuterten insbesondere die besondere Ästhetik der Gebärdensprache auf der Bühne. 

Athina Lange, 1991 in Plauen geboren, absolvierte ihre Schauspielausbildung an der Schauspielschule Leipzig, welche sie 2015 mit der Bühnenreifeprüfung abschloss. Seit 2015 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig. Sie war bis 2016 festes Ensemblemitglied des Leipziger Ensembles, spielte für das Deutsche Gehörlosen-Theater, Possible World Berlin und die Sophiensaele Berlin. Am Staatstheater Hannover übernahm sie 2019 die Hauptrolle im Stück „Die Wut, die uns vereint“. Athina Lange berät Theater bei der Umsetzung bilingualer Stücke. Als Beraterin war sie u.a. für den US -amerikanischen Regisseur Jess Curtis tätig sowie für das tjg - theater junge Generation in Dresden.  Außerdem leitet sie für hörenden und gehörlose Jugendliche Workshops zum Thema "Gebärdensprache auf der Bühne". 

Jeffrey Döring, 1991 in Greiz geboren, studierte 2010 bis 2013 Theaterwissenschaft, Philosophie und Germanistik an der Freien Universität Berlin und absolvierte 2015 das Masterstudium der Dramaturgie an der Akademie für Darstellende Kunst in Ludwigsburg. Seine Arbeiten bewegen sich zwischen medialer Installation und gamifizierter Performance und wurden u.a. bei den RAUMWELTEN in Ludwigsburg, am Theater Rampe in Stuttgart, am Volkstheater Rostock, auf der Kulturinsel Stuttgart, beim Festival PRÈMIERES in Karlsruhe und beim PODIUM Festival Esslingen präsentiert. Er ist Gründer und künstlerischer Leiter von Goldstaub e.V. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt bildet die Arbeit mit Gehörlosen und die künstlerische Erforschung der Deutschen Gebärdensprache auf der Bühne. 

15.00 Uhr | Impuls

MIXED-ABLED ANLEITEN - Perspektiven für eine differenzsensiblen Vermittlung! 

mit Anna-Rebecca Thomas und Konstantin Langenick (Berlin)

mit anschließendem Nachgespräch

Theater Thikwa ermöglicht seit 29 Jahren die gesellschaftlichen Teilhabe für Menschen, die in unserer Gesellschaft behindert werden, keinen Zugang zu einer akademischen/künstlerischen Ausbildung erhalten und leistet einen Beitrag zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Die mixed-abled Arbeit ist ein Grundprinzip. Seit Februar 2020 hat sich Theater Thikwa entschieden, eine Abteilung Theaterpädagogik aufzubauen, mit dem Ziel die Thikwa Performer:innen in Anleitungsprozessen weiterzubilden.

Wie können Arbeitsweisen in der mixed-abled Anleitung aussehen? Welchen Auftrag hat Vermittlung am Theater und in den freien Szenen? Wie kann Vermittlung von Theater einen Beitrag zur Umsetzung von Menschenrechten leisten?

Anna-Rebecca Thomas, geboren 1989, lebt in Berlin. Sie ist Theatermacherin und Vermittlerin. Sie studierte an der Alice Salomon Hochschule Berlin Soziale Arbeit und war während ihres Studiums am Theater RambaZamba im Bereich der Kulturellen Bildung tätigt. Nach einigen Jahren als freie Theaterpädagogin folgte ein Master-Studium der Theaterpädagogik an der Universität der Künste Berlin. Seit Februar 2020 ist sie am Theater Thikwa engagiert, um die Abteilung Theaterpädagogik konzeptionell aufzubauen. In ihren künstlerischen und theoretischen Arbeiten befasst sie sich mit Gender Performance, queer-feministischer Theorie und Ansätzen einer differenzsensiblen Theaterpädagogik.

Konstantin Langenick arbeitet seit 2016 als Teil des Teams des Theater Thikwa: erst als Praktikant, nun als Schauspieler und Tänzer. Zu sehen war er dabei u.a. in folgenden Stücken: „Tanzabend 4“  von Juli Reinartz, „OzOzOz“ (Gerd Hartmann), „Beatbox Battle“ von Raphael Schall und „Face to Face“ von Martina Couturier. Über seine eigene Arbeit sagt er: "Ich tanze gerne, mache gerne Schauspiel, zeichne gerne Cartoons und politische wie auch sozialkritische Bilder. Mein neues Lieblingsmotiv Donald Trump in verschiedenen heiklen Situationen" 

 

16.00 Uhr | Einblick

WIR

mit Forward Dance Company (Leipzig)

mit Audiodeskription
mit anschließendem Nachgespräch

Die Forward Dance Company ist die erste professionelle mixed-abled Tanzkompanie in Sachsen. Sie zeigte erstmalig einen Einblick in ihr Stück WIR, welches am LOFFT – DAS THEATER entwickelt wurde. Das Stück tauchte ein in die Innenwelten der sechs Tänzer:innen mit unterschiedlichen Geschichten. Eine Entdeckungsreise in die physischen und mentalen Veränderungen, die stattfinden, wenn Menschen für eine gewisse Zeit von der Außenwelt abgekapselt sind: Die Sehnsucht nach Liebe, der Wunsch nach Anerkennung und das Bedürfnis nach Berührung isolieren den Menschen Stück für Stück. Konfrontiert mit sich selbst tanzen Begehren, Ängste, Kämpfe und Fantasien und entwickeln sich, während sich jede:r einzelne Tänzer:in nach einer Zukunft sehnt, die vielversprechender und hoffnungsvoller wird.

Was sagen Sehnsüchte über uns aus? Und was können wir über den Zustand dieser Welt und den Wunsch nach einer anderen sagen? In WIR widmete sich die FORWARD DANCE COMPANY unter der Leitung des Choreografen Nir de Volff dem Kern dieses diffusen Zustands und versucht der Situation – zwischen Irgendwo und Nirgendwo – einen Sinn zu geben. Nir de Volff war bereits 2017 mit seiner Company TOTAL BRUTAL mit der Koproduktion COME AS YOU ARE im Jahr 2017 am LOFFT - DAS THEATER zu sehen.

 

CHOREOGRAFIE Nir de Volff VON+MIT Simone Camargo, Phoenix Chase-Meares, Cordelia Lange, Iñigo Laudio, Renan Manhães, Lisa Zocher MUSIK Mathieu Poterie KOSTÜME Darwin Stapel KÜNSTLERISCHE PROJEKTLEITUNG Gustavo Fijalkow PRODUKTIONSASSISTENZ Ellen Breitkreutz FOTO Sofia Russo Mounné POSTPRODUKTION FOTO Bernhard Musil


Eine Produktion von der
FORWARD DANCE COMPANY und LOFFT – DAS THEATER. Gefördert durch das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus und der Stadt Leipzig, Kulturamt. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

16.40 Uhr | Lesen

VORHANG AUF FÜR INKLUSION

mit einem Text von Gee Vero (Kitzscher), gelesen von Nora Otte (Dresden)

In ihrem Beitrag ging Gee Vero auf die vergessenen Menschen bei den Inklusionsbemühungen im Kulturbereich ein. Vergessen deshalb, weil sie die weiterhin von der Gesellschaft geforderte Anpassung (Integration) nicht schaffen. Gee Vero zeigte auf, wie ein Barriereabbau und damit eine erfolgreiche Teilhabe an kulturellen Veranstaltungen auch und besonders für diese Menschen gelingen kann.

 

Gee Vero wurde 1971 in Grimma geboren. Sie studierte Anglistik/Amerikanistik und lebte von 1993 bis 2001 in London. 2009 wurde bei ihr ein Asperger-Syndrom diagnostiziert. 2010 begann die Künstlerin mit dem Projekt „The Art of Inclusion“. Seit 2013 ist Gee Vero freischaffende Künstlerin, Referentin, Autorin und Brückenbauerin. Sie hielt 2018 einen viel beachteten Eröffnungsimpuls bei DIVERS.

 

Nora Otte, in Görlitz geboren, absolvierte ihr Diplom der Szenischen Künste an der Universität Hildesheim. Seit 2016 arbeitet sie freischaffend und interdisziplinär in den Arbeitsfeldern Theater, Film und Tanz.  2018/19 absolvierte sie eine Fortbildung im tjg - theater der jungen generation in Dresden für Puppenspiel- und Objekttheaterregie. 2020 wurde sie für die Recherche-Residenz von TANZPAKT Dresden ausgewählt und forschte zum "Sprechenden Körper im System". 

17.00 Uhr | Austausch und Argument

DIVERSITY CULTURE + COVID19

Die Bestrebungen für mehr Sichtbarkeit von Künstler:innen mit Behinderungen sind durch die COVID19-Pandemie gefährdet. Hindernisse und Möglichkeiten, die aus der COVID19-Pandemie und dem aktuellen Lockdown entstehen, wurden diskutiert: Wie könnte unter den gegenwärtigen Bedingungen solidarisch gearbeitet werden? Wie sollte unter den gegenwärtigen Bedingungen eine Theaterszene aufgestellt sein, um einem möglichst breiten Spektrum an Körpern und Denkweisen gerecht zu werden? 

mit Jenny Coogan (ArtRose Dresden), Gustavo Fijalkow (Forward Dance Company, Leipzig), Jacqueline Hamann (Farbwerk e. V.,Dresden), Anne-Cathrin Lessel (LOFFT- DAS THEATER, Leipzig), Wagner Moreira (Dresden), Marion Müller (Tanzlabor, Leipzig), Jana Zöll (Polymora Inc., Leipzig)

17.45 UHR | Tanztee mit Anstandsabstand 

DANCING ON THE STREAM FLOOR 

mit Aisha Konate und Ali Schwartz (POLYMORA Inc., Leipzig)

 

POLYMORA Inc. teilten mit den Menschen am Bildschirm ein grooviges DJ-Set. Es sind ihre Lieblingstracks, mit denen sie den Lockdown aus den Körpern rausschüttelten. Gemeinsam wurde das Sitzfleisch geschwungen und die innere Lüftung aktiviert.


POLYMORA Inc. ist ein Performance-Kollektiv. Kollektiv bedeutet für POLYMORA Inc: Sie sind bei der Arbeit alle gleichberechtigt. Alte Vorstellungen von Tanz und Theater wollen sie verändern. Also erforschen POLYMORA Inc. die darstellenden Künste neu!

Diese Veranstaltung war eine Kooperation mit LOFFT - DAS THEATER und der Servicestelle Inklusion im Kulturbereich. 


Diese Maßnahme wurde mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.


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